

Boule-Sport ist beliebt: Boule kostet nicht viel, hat einfache Regeln, bietet Bewegung an der frischen Luft und kann in jedem Alter gespielt werden. Auch in Backnang ist die Präzisionssportart, die mit drei Kugeln rund um ein „Schweinchen“ (kleine Kugel) gespielt wird, heimisch geworden. Eine Anlaufstelle für Boule-Spieler ist seit 2002 die Anlage beim Waldheim im Plattenwald. Anfangs wurde dort auf fünf Bahnen gespielt, daraus sind 18 Bahnen geworden, auf denen auch Ligaspieltage und Turniere ausgetragen werden. Koordiniert wird alles vom Waldheimverein. Der feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum, verzeichnet seit Jahren Zuwachs und möchte eine Jugendmannschaft aufbauen.
Ist Boule wirklich eine Sportart?
Gudula Arndt, die hier jeder „Gugi“ nennt, lacht. Sie weiß, was viele zunächst mal denken: „Wir hören oft, dass wir ja nur rumstehen, aber das täuscht, ich komm’ an einem Wochenende mal locker auf mehr als 20.000 Schritte“, stellt sie klar. Das ständige Vor- und Zurücklaufen, etwa um die Kugeln zu holen für den nächsten Wurf, das läppert sich. Hinzu komme die mentale Anstrengung, die Nicht-Boulespieler oft unterschätzen. Die 64-Jährige hat „erst“ mit Ende 40 das Boulespielen für sich entdeckt. „Nach einer Grippe wollte ich mich am Wochenende wieder etwas fit laufen, nahm meinen Mann mit, aber als wir am Waldheimgelände vorbeikamen, stieg er aus, weil er bei den Boulern hängenblieb. Er meinte noch, au, guck, da spielen sie Boule, lauf du mal deine Runde alleine.“ Nach dieser Runde „schnackelte“ es dann bei ihr: „Als ich nach knapp 40 Minuten von meiner Runde zurückkam und Peter abholen wollte, sagte einer der Spieler, „Mädle, da isch grad oiner ganga, jetzt spielsch du halt mit.“ Und so kam Gugi Arndt zum Boulespielen. Inzwischen, um zig Ligaspiele und Freizeitpartien reicher, ist sie nicht mehr davon loszubekommen. Im Verein ist sie zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Jugendarbeit.
Was löst das Boulespielen bei Ihnen aus?
„Alles! Friede, Freude, einfach alles, was toll ist“, sagt Gisela Baumann, die vor wenigen Wochen ihren 83. Geburtstag gefeiert hat. Von der ersten Minute an sei es „super“ gewesen, inzwischen bezeichnet sie sich – mit scherzhaftem Unterton – als „süchtig“ und erzählt dazu eine lustige Episode. „Als ich operiert wurde, war „Boule“ laut der Ärzte mein letzter Gedanke vor der Narkose, und im Aufwachraum habe ich als Erstes gefragt, wann ich entlassen werde und endlich wieder zum Boulen kann.“ Fern der Kugelbahn würde ihr neben der Bewegungsart, die ihre Fitness anregt und ihr „absolut entgegenkommt“ auch der stets erfrischende, heitere Austausch fehlen: „Als Alleinstehende findet man hier eine prima Gemeinschaft.“ Und die Gruppe habe sogar einen gewissen, moderaten Ehrgeiz ausgelöst: Gisela Baumann spielt mit Begeisterung Turniere und Liga und betreut in der Sommersaison das Angebot „Inklusionsboule“, das gerne und fröhlich von den Teilnehmern und Betreuern angenommen wird.
Wie kamen Sie zum Boulesport?
Tobias Kübler ist zweifacher Familienvater und hat sich in Frankreich in den Ferien „infiziert“, wie er sagt. „In Marseille, auf einem Campingplatz, wo ich mit meinen Eltern früher jedes Jahr die Ferien verbracht habe, habe ich einigen Franzosen zugeschaut, und einer von ihnen hat mir dann gezeigt, wie es geht“ , sagt Tobias Kübler. Der Zufall wollte es, dass er 20 Jahre später, wieder auf einem Campingplatz, dann aber in der Bretagne, eine Clique mit bouleaffinen Deutschen kennenlernte. „Von ihnen habe ich erfahren, dass es in meiner Nähe, in Ludwigsburg, bereits einen Verein gab, das war damals selten in Deutschland“. Nach einigen Jahren in Ludwigsburg stieß er dann 2002 zu den Waldheim-Boulern dazu. „Ich habe irgendwann beim Spazierengehen gesehen, dass hier ein paar Hansele die Kugeln werfen, da fand ich meine neue Heimat und auch meine Familie und die Kinder konnten mitmachen, es ist ein Hobby, das alle vereint“, berichtet er. Für die Waldheim-Bouler kam mit ihm die Wende von reinen Hobby-„Hansele“ zu professionellen Boulesportlern: „Er gab den Impuls, Liga zu spielen“, erinnert sich Vereinskollegin Gugi Arndt. Daran habe man zuvor nicht gedacht, doch er brachte die entsprechende Motivation mit und gab den Waldheim- Boulern auch die ersten Trainings. Sein Impuls zeigte Wirkung, denn heute können sich die Backnanger Bouler auf dem Liga-Parkett sehen lassen: Der größte Erfolg war 2018 der Deutsche Meistertitel für Gugi Arndt. Zudem veranstalten die Waldheim-Bouler inzwischen selbst große überregionale Turniere.
Ist Boulespielen für jedes Alter geeignet?
„Schauen Sie mich an, ja, es geht“, sagt Georg Willenbrink mit herzhaftem und offenem Lachen. Der 89-Jährige spielt seit sieben Jahren bei den Waldheim-Boulern, auch Turniere und Ligaspiele schrecken ihn nicht ab, im Gegenteil, sie sind für ihn Lebenselixier und große Motivation, sich regelmäßig zu bewegen. „Du kannst viel erreichen, wenn man die entsprechenden Trainings Freitag, 11. Juli 20 Uhr: BROZZO (Leutenbach) – „Schwobarock“ / Samstag, 12. Juli „Eine musikalische Reise von 1925 bis heute“ 17 Uhr: MurrTonal – Musik bis in die 1950er Jahre 20 Uhr: White Water – Best of Pop und Rock von den 1960er Jahren bis heute FÜR KIDS Ab 14 Uhr: Kinderhüpfburg „Die Feuerwehr“. 15 und 16 Uhr: Professor Pröpstls Puppentheater – Puppentheater für Kinder. Sonntag, 13. Juli 11 Uhr: Städtisches Blasorchester Backnang – Musikalischer Frühschoppen. FÜR KIDS: Hüpfburg „Die Feuerwehr“ und Kinderschminken. Jubiläum Fest-Wochenende von 11. bis 13. Juli macht und eine Veranlagung hat.“ Sein Ballgefühl hat der Senior vom Fußballspielen früher, seine Fitness hält er sich mit regelmäßigem Fahrradfahren und mit täglichen Spaziergängen aufrecht – doch auch dem Boulespielen schreibt er viele positive gesundheitsfördernde Aspekte zu. „Die Bewegung und die Beschäftigung an der Frischluft tun gut, und wenn man dann eine gute Kugel wirft, freut man sich.“
Fest-Wochenende von 11. bis 13. Juli
Freitag, 11. Juli
20 Uhr: BROZZO (Leutenbach) – „Schwobarock“
Samstag, 12. Juli
„Eine musikalische Reise von 1925 bis heute“
17 Uhr: MurrTonal – Musik bis in die 1950er Jahre
20 Uhr: White Water – Best of Pop und Rock von den 1960er Jahren bis heute
FÜR KIDS:
Ab 14 Uhr: Kinderhüpfburg „Die Feuerwehr“.
15 und 16 Uhr: Professor Pröpstls Puppentheater – Puppentheater für Kinder
Sonntag, 13. Juli
11 Uhr: Städtisches Blasorchester Backnang – Musikalischer Frühschoppen
FÜR KIDS:
Hüpfburg „Die Feuerwehr“ und Kinderschminken
Livemusik im Waldheim
Was erleben Sie beim Boulespielen?
„Ich kann komplett alles loslassen“, sagt Tobias Kübler. Als Selbstständiger und Inhaber eines Handwerksbetriebs hat er viel um die Ohren, aber sobald er auf dem Platz steht, ist „alles links und rechts von mir ausgeblendet“, wie er schildert. „Man ist komplett auf die Kugeln konzentriert, ist in seinem Spiel, das fordert geistig und schaltet den Kopf aus.“
Trainingszeiten: Jeder ist willkommen
Der Verein schreibt: „Montag bis Sonntag ist normalerweise ab 15 Uhr immer jemand auf der Anlage.“ Interessierte können einfach vorbeikommen, zuschauen, fragen und auch spontan mitmachen – ganz ohne Voranmeldung. Die Mitglieder des Waldheimvereins geben auch gern auf Wunsch eine Einweisung. Jeder ist willkommen, ohne Eintritt oder Startgebühr. Kugeln für Kinder und Erwachsene können ausgeliehen werden.
Spezielles Training
Freitag ab 15 Uhr wird für „Neulinge“ ein Kennenlernen und Schnuppertraining angeboten. Einfach fragen und mitmachen – das gilt hier wie auch im offenen Training von Montag bis Sonntag. Samstag und Sonntag sind ebenfalls ab 15 Uhr Spieler vor Ort. Ausnahme ist bei Ligabetrieb (in der Sommersaison an fast jedem Wochenende), wenn Ligaspiele, Qualifikationsturniere, Landesmeisterschaften oder Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen stattfinden.
Boule-Saisonzeiten
Die Boule-Saison endet offiziell mit dem „Boule- Saison-Ending-Turnier“ am Samstag, 11. Oktober 2024 (Start: 10 Uhr), aber nur kurz, denn eine Winterpause gibt es nicht. Die Bouler bleiben auch bei kalten Temperaturen stets in Bewegung und starten nach kurzer Pause Mitte November in die Winterrunde: Alle zwei Wochen findet sonntags 8-mal ein Supermêlée- Turnier statt mit jeweils vier Runden. Für jede Runde werden neue Partner und Gegner zugelost. Am Ende steht ein Tagessieger fest, eine Rangliste wird erstellt. Am Ende der Winterrunde gibt es ein Abschlussturnier, welches unter den besten 24 Spielern der Liste ausgetragen wird. Parallel können sich die Spielenden auch bei einem Jedermann-Turnier messen, für das Partner und Gegner ebenfalls ausgelost werden.
Waldheim-Bouler in Schulen
Waldheim-Bouler in Schulen Aktuell laufen Gespräche über Kooperationen mit verschiedenen Backnanger Schulen. Geplant ist, dass die Waldheim- Bouler im Rahmen der Ganztagsbetreuung Sportangebote machen. Ein festes Ziel ist, eine Jugendmannschaft zu gründen. Seit April 2025 läuft ein Trainingsangebot. Auf den Aufruf können sich Kinder und Jugendliche melden, auch Trainings für die ganze Familie soll es geben. „Damit möchten wir dem vielfach geäußerten Wunsch von Eltern nachkommen, etwas anzubieten, das die ganze Familie gemeinsam machen kann.“
Text: Heidrun Gehrke
Fotos: Heiko Potthoff